Mittwoch, 5. März 2014

Ein Traum wird wahr - mein erster Marathon!

Unglaublich aber wahr! Ich bin von 0 auf 42 nach Entbindung, Wochenbett und 3 Monaten Training, meinen ersten Marathon gelaufen!

Angemeldet hatte ich mich bereits während der Schwangerschaft, im September! Der Berlin Marathon hatte ja schon nach kürzester Zeit sein Limit von 40.000 Anmeldungen erreicht! Dass ich aber tatsächlich mitlaufen werde lag für mich zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne! 

Frieda wurde im April geboren! Mit dem Training konnte ich erst nach dem Wochenbett (8Wochen) und der Rückbildung beginnen! Neben der normalen Rückbildungsgymnastik ging ich noch zum Baby-Yoga! Nach weiteren 3-4 Wochen konnte ich wieder mit dem Laufen beginnen. 

Am Anfang war alles so unrealistisch! 

Wie sollte ich den immensen Trainingsaufwand in so kurzer Zeit bewältigen? Soll ich lieber nach Zeit laufen oder nach Kilometer? Ich konnte zwar lange laufen, schaffte aber nur einen 7 Minuten Schnitt pro km! 

Am Anfang lief ich nach Plan und Zeit! Im Laufe des Trainings fand ich aber meine optimalen Trainingseinheiten (30 Minuten Tempo, mittellanger Lauf 12-15 km, langer Lauf ab 19 km). 

3-4 Wochen vor dem Marathon und einige Wettkämpfe später wurde ich zwar immer optimistischer, aber Angst hatte ich dennoch. 

Wie organisieren wir den Wettkampftag selbst? Kann Frieda wirklich so lange ohne Muttermilch aushalten? Halte ich es so lange aus ohne einen Milchstau zu riskieren? 

Der Tag rückte immer näher! 

Alles war organisiert! Mutti sollte das Babysitten für beide Kinder in Brandenburg übernehmen! Frieda hat zu dem Zeitpunkt seit 3 Wochen nun auch Brei gegessen, hinzu kam dass wir ihr ausnahmsweise Pre-Milch geben konnten! 

Samstag fuhren wir von Brandenburg nach Berlin um unsere Startunterlagen abzuholen! Kurz vor dem Messeeingang standen wir natürlich im Stau! Da war ordentlich was los! 

Irgendwann waren wir dann auf dem Messegelände, es war riesig und sehr viel los. Wir gingen gleich in Richtung Startunterlagen, waren allerdings verblüfft über die Menschenmassen. Klar, bei 40.000 Startern, die alle ihre Unterlagen selbst abholen müssen. Eine Stunde dauerte es, bis wir endlich in dem Bereich waren, dann ging es recht schnell, Chip gescannt, Nummer bekommen, T-Shirt abgeholt, Bändchen ums Handgelenk!

Dann war neben uns plötzlich ein wenig Trubel und als wir uns umsahen, wer war dort und gab Autogramme?






Haile Gebrselassie, äthiopischer Langstreckenläufer, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister über 3.000 bis 10.000 Meter und lange Zeit Inhaber des Weltrekordes im Marathon, außerdem gewann er den Berlin-Marathon bereits viermal. Eine Legende!








Er unterschrieb meine Nummer und mein Finisher T-Shirt. Jetzt konnte nun wirklich nichts mehr schief gehen.



Am Sonntag wollten wir mit dem Auto zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Berlin rein fahren. Gegen 6.30 Uhr verließen wir das Haus und waren geschockt, als das Tor zu unserem Parkplatz abgeschlossen war und keiner unserer Schlüssel passte. Ich war kurz davor ein Taxi zu rufen. In letzter Sekunde kam jemand aus dem Haus und öffnete das Tor. 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges waren wir auf dem Bahnhof. Ich fragte Micha noch ob er denn alles dabei hat, unter anderem auch den Laufchip zur Zeitmessung.



NEIN, den hatte er natürlich am Abend zuvor in seinem Rucksack (zu Hause liegend) verstaut. 

Der nächste Zug sollte eine halbe Stunde später fahren. Das wird knapp, wenn wir vor Ort noch unsere Sachen abgeben müssen und zu unseren Startblock gehen sollen. Egal, alles wieder zurück, wir schaffen das schon. Noch schnell den Chip geholt und einen Zug später genommen.

Der Lauf sollte um 8.45 Uhr starten! Wir hatten noch eine Dreiviertel Stunde Zeit als wir in Berlin ankamen! Schnell ging es zum Startbereich und zur jeweiligen Gepäcksammelstelle!


Irgendwann fanden wir uns am richtigen Platz und konnten uns auf den Start konzentrieren! Bisschen aufgeregt war ich ja schon! 42 km bin ich noch nie gelaufen! Schaffe ich das? 
Meine größte Sorge war, dass ich einen Milchstau bekommen könnte, deshalb hatte ich vorsichtshalber eine Milchpumpe im Gepäck. 

Als es langsam los ging verflog alles! Wir liefen und liefen! Die Kilometer plätscherten so dahin und ich genoss die Atmosphäre! An jeder Ecke standen Menschen und feuerten uns an, Trommler die für Gänsehaut sorgten und Bands unterschiedlicher Musikrichtungen! 

Bei Kilometer 12 bekam ich wieder meine unangenehmen Seitenstiche und wir drosselten das Tempo, Micha beruhigte mich und ich konzentrierte mich auf die Atmung. 
In regelmäßigen Abständen versorgte er mich auch mit Wasser und Bananen. Micha und Haile waren meine ständigen Begleiter! Die Kilometer plätscherten weiter vor sich her! Die Seitenstiche verflogen! 

Oha, Kilometer 22! Und es ging weiter... 25... 27... Weiter bin ich im Training nie gelaufen! Autsch... Da war plötzlich das kleine Männchen! Doch ich verfolgte weiterhin mein Ziel! Meinen ersten Marathon zu finishen! 

Wir redeten nicht viel und wo genau wir lang liefen wußte ich auch nicht mehr! Ich hatte diesen Tunnelblick! Ich wollte es einfach schaffen, egal wie groß die Schmerzen sind! Haile war bei mir ;-) 

Am Sony-Center sagte Micha zu mir, dass es nur noch 2 km seien, ein anderer Läufer korrigierte ihn auf 3! Er rüffelte ihn zurück und meinte es sollte der Motivation dienen, das war zuviel Ehrlichkeit auf den letzten Kilometern. Mir wars egal, natürlich hatte ich ganz genau die Kilometer im Blick. Ich lief und lief und lief immer weiter! Dann bogen wir ein und da war es auch schon, das Brandenburger Tor! Das Ziel meiner Träume! Es sollte jetzt bald geschafft sein. Wow! Die Menge jubelte und ich genoß die letzten Meter Hand in Hand mit Micha bis wir an der Ziellinie ankamen. Ein Kuss besiegelte nach 04:51:02 Stunden das Finish! Wir hatten es geschafft und mir kamen die Tränen. Ich war total überwältigt und außer Atem. Konnte nichts mehr sagen. 

Im Zielbereich ging es langsam gehend weiter, wir bekamen einen Verpflegungsbeutel und unsere Medaillen. Mir war alles andere zumute als etwas zu essen. Außerdem konnte ich nicht mehr stehen oder gehen, sitzen oder liegen war auch nicht möglich. Mein Körper streikte. An der Gepäcksammelstelle angekommen und endlich die Milchpumpe in der Hand ging es mir langsam wieder besser.





Ich musste mich erstmal akklimatisieren. Und abpumpen. Beim Abpumpen kam ich endlich zur Ruhe und konnte es gar nicht glauben dass ich gerade nen Marathon gelaufen bin!








 UNGLAUBLICH! Ich hatte es, trotz der Umstände geschafft. 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen