Samstag, 15. September 2018

SÜDAFRIKA: Two Ocean Marathon in Kapstadt am 31.03.2018

Entschuldigt die Verspätung, ich hatte in den letzten Monaten ein wenig zu tun mit der Planung einer Einschulung, der Sommer-Urlaub und mit dem Training für den Berlin Marathon -  aber hier ist er endlich: mein Bericht zum Two Ocean Marathon in Kapstadt.

10 Tage waren wir in und um Kapstadt unterwegs. Der Two Ocean Marathon mit seinen 56 Km war am Ostersamstag der Höhepunkt dieser Reise. Einige Tage zuvor machte ich mir Gedanken, wie man das mit einer Vorbereitung, die nicht wirklich gut war, schaffen kann. Die Zielzeit von 7 Stunden setzte mich zusätzlich unter Druck. 3 lange Läufe hatte ich in der Vorbereitung „erst“ geschafft, von Tempoeinheiten möchte ich gar nicht erst reden. Die ersten Tage in Kapstadt waren traumhaft, dank der tollen Organisation der Laufschule by bunert. 

Wir, das waren eine 14-Personen starke Truppe aus Läufern und Triathleten. Einige wollten den Halbmarathon laufen und einige die 56 Km. Die Gruppe hatte genau die richtige Größe und da alle dieselbe Leidenschaft haben, gingen uns nie die Themen aus. 

Wir wurden in Restaurants geführt, die wir selbst nicht gefunden hätten. Am Tag unserer Anreise nahmen wir unser Brunch auf dem Rhodes Memorial ein mit Blick auf die Stadt, die Sonne schien und es war angenehm warm. Ich muss noch erwähnen, dass wir bei unserer Abreise von Berlin einen „schönen“ Schnee-Matsch-Schauer erlebten und dass unser Flugzeug Verspätung hatte, da es enteist werden musste. Ich freute mich um so mehr auf angenehmere Temperaturen.

Abends an diesem Tag probierten wir im „Mama Africa“ afrikanische Spezialitäten wie Warzenschwein, Springbock und Krokodil. Es war reichlich und schmeckte wirklich gut. 


Am nächsten Tag wanderten wir den Tafelberg hinauf. In guten 1 1/2 Stunden waren wir oben und hatten eine fantastische Aussicht auf Kapstadt. Die Tour war sehr anspruchsvoll und uns begegneten unterwegs immer wieder Läufer in beide Richtungen. Stolpernd oder singend. Die Mentalität ist toll. 

Die Tage waren gut gefüllt, aber immer entspannt geplant mit ausreichend Pufferzeiten zur Erholung. Die Kayaktour zu den Pinguinen war ebenso ein Highlight. 

Trainingsläufe machten wir natürlich auch. Der Erste war am Chapmans Peak. Der anspruchsvolle Teil der Laufstrecke des Two Ocean Marathon. Es geht ca 7 Km immer der Küste entlang bergauf. An diesem Tag liefen wir ganz entspannt hinauf und genossen die tolle Aussicht. 




Sven von der Laufschule kennt Kapstadt und den Lauf wie seine Westentasche. Den Rest der Strecke fuhren wir mit den Autos ab und mir wurde bei den weiteren Anstiegen etwas mulmig. Klar es ging auch die 5 Km wieder bergab, aber welche Belastung müssen die Beine aushalten, wenn sie schon 35 Km gelaufen sind. 

In Gedanken fing ich an zu rechnen, welchen Km-Schnitt man braucht, um die 56 km in 7 Stunden zu schaffen. Am Mittwoch holten wir unsere Startnummern ab und bummelten über die Messe, alles klappte ganz gut. Es wurde langsam Ernst. 


Einen Tag vor dem Marathon war der Friendship Run an der V&A Waterfront entlang - der Lauf der Nationen. Am Abend zuvor machten wir eine Sunset Cruise Tour mit einem Katamaran, währenddessen es plötzlich heftig anfing zu regnen. Dieser Regen setzte sich am Tag des Friendship Run weiter fort. Wir konnten kaum glauben, dass es seit Monaten und Jahren zu wenig geregnet hat. 


Der Friendship Run machte trotz des verregneten Wetters sehr viel Spaß, ein bisschen die Beine auslaufen und sich nebenbei nett unterhalten und na klar, zeigen wo man herkommt. Abends gab es wieder ein sehr leckeres Essen in einem Restaurant, dass an einem Küstenabschnitt lag, von wo man einen herrlichen Blick auf den Tafelberg hat.

Am 31.03.2018 ging es in aller Frühe nach Newlands zum Start des Marathon. Wir waren alle schon sichtlich nervös. Der Startschuss fiel 6:30 Uhr. 



Die erste Hälfte liefen wir recht konstant. Es ging ohne größere Steigerungen durch kleine Orte am Atlantischen Ozean entlang. Die Verpflegung war alle 3 km hervorragend organisiert. Nach der Hälfte gab es sogar gekochte Kartoffeln für die Läufer. Uns fehlten in der Trainingsvorbereitung aufgrund einer Grippewelle die langen Läufe, Ziel war heute nur das Ankommen. Ich war sehr besorgt bei der Vorgabe der Zielzeit von 7 Stunden. Alle Läufer, die danach ins Ziel kommen, werden nicht gewertet und erhalten auch keine Medaille.

  

Nach 3 Stunden hatte ich die Hälfte (28 km) hinter mir. Die Marathonmarke von 42,195 km erreichte ich nach 4:52:49 Stunden. Bei diesem Ultramarathon sollten jetzt noch 14 km drauf gelegt werden. Als ob die Steigerungen vom Chapmans Peak nicht ausreichten, sollte nach der Marathon-Distanz eine 5 km lange Steigung folgen. Es ging zum Glück auch 5 km wieder runter, allerdings war die Straße von seitlich abschüssigen Bodenwellen durchzogen, mehr als ein 7 Minuten Schnitt pro km war nicht mehr drin. Das Wetter war mit sonnigen 24 Grad ganz ganz ok. Durch die vielen Verpflegungspunkte konnte man sich jederzeit wunderbar mit kleinen Wassertüten abkühlen. Nach der letzten Steigung ging es meist bergab zum Universitätsgelände. 

Hier wartete schon ein fulminantes Publikum um die Läufer auf ihren letzten Metern anzufeuern. Bei mir standen jetzt 6:45 Stunden auf der Uhr, ich legte den Endspurt ein und freute mich auf die Medaille mit dem blauen Rand.


Bei diesem Lauf gibt es noch eine Besonderheit neben der „engen“ Zielzeit von 7 Stunden- es gibt 5 Medaillen-Kategorien: Gold für die ersten 10 Läufer, Silber für die, die unter 4 Stunden laufen, eine bunte Sainsbury-Medaille bekommen die Läufer, die unter 5 Stunden gelaufen sind, Bronze für alle die das ursprüngliche Zeitlimit von 6 Stunden unterboten haben und blau für die übrigen Läufer, die unter 7 Stunden das Ziel erreichen.

Erschöpft und glücklich meinen zweiten Ultralauf (der erste war 2017 am Rennsteig mit 74 km) und den 11. Marathon geschafft zu haben, lief ich nach einer Zeit von 6:45:18 Stunden ins Ziel. Micha erhielt mit einer Zeit unter 6 Stunden die Medaille in Bronze.

Die Tage in Südafrika waren unbeschreiblich schön. Wir haben viel erlebt, sind mit Pinguinen gepaddelt, mit Haien geschwommen und haben uns kulinarisch sehr verwöhnen lassen. Kapstadt ist sehr empfehlenswert. Und wieder hat uns Afrika in seinen Bann gezogen.