Mittwoch, 29. April 2020

Der Chicago Marathon am 13.10.2019

Wir haben ein neues Ziel: Die World Marathon Major Serie finishen.  Dazu zählen die Marathons in Berlin, London, Chicago, New York, Boston und Tokyo. 

Mit dem Chicago Marathon am 13.10.2019 sind wir unserem Traum wieder ein Stückchen näher gerückt.  Ich fange aber lieber von vorne an, die Major Marathon Serie läuft man ja nicht mal eben so.


Im Jahre 2011 lief Micha in BERLIN seinen ersten Marathon, Berlin beglückte mich dann 2013 nach der Geburt unseres zweiten Kindes mit dem Erlebnis Marathon. Es folgten Weitere. Und dann irgendwann meinte er, okay, lass uns doch mal probieren, ob wir nicht die World Marathon Major finishen können. Fangen wir mit dem Einfachen an.

Berlin haben wir mittlerweile schon 5x erleben dürfen. Das nächstgelegene war dann London. Über den Reiseveranstalter InterAir meldeten wir uns 2016 für den London Marathon an. Leider mussten wir unseren Start aus gesundheitlichen Gründen in diesem Jahr absagen und wir stornierten ganz naiv unsere Teilnahme. Zu dem Zeitpunkt wussten wir gar nicht, wie heiß begehrt die Startplätze bei diesen Lauf sind. Aufgrund unserer Absage erhielten wir glücklicherweise einen garantierten Startplatz für das darauf folgende Jahr.

  

Ich meldete uns direkt bei dem Veranstalter an, buchte ganz eigenständig Hotel und Flug und somit war der Lauf in der Planung. Im Jahr 2017 waren wir top fit und starteten unter guten Bedingungen bei unserem zweiten World Marathon Major in LONDON. Den ausführlichen Bericht findet ihr unter http://antjerennt.blogspot.com/2017/05/london-marathon-am-23042017.html.

Jetzt fehlten "nur" noch Boston, New York, Chicago und der Tokyo Marathon.



Das könnte sich schwieriger gestalten, dachten wir uns. Wir versuchten es mit Boston und Tokyo. Wir schauten uns die Zielzeiten an, die gefordert werden, um einen garantierten Startplatz zu erhalten. Die andere Möglichkeit ist es, über Los zu gehen, so wie wir es die Jahre immer in Berlin machen. Bisher hat es dort immer mit einem Startplatz geklappt und so dachten wir uns, dass es bei den anderen Läufen ja nicht so schwer sein kann.

Und wieder gingen wir sehr naiv an die Sache heran. Nun versuchen wir schon seit 3 Jahren vergeblich bei unterschiedlichen Reiseveranstaltern einen Startplatz für den Boston Marathon zu bekommen. Mittlerweile ist es so, dass auch die Reiseveranstalter nach dem Losverfahren gehen, da die Nachfrage größer ist, als das Angebot.

Wir änderten ein wenig die Strategie und favorisierten für 2019 den Chicago Marathon. Wir hatten recherchiert, dass es hier noch recht einfach sein soll, bei der Auslosung einen Startplatz zu erhalten. Micha hat letztes Jahr in Berlin mit seiner Bestzeit von 2:59:52 Stunden die Zielzeit erreicht, um garantiert einen Startplatz zu erhalten. Ich ging über Los. Im November erhielten wir die erfreuliche Nachricht über die Startplätze.

Chicago hat uns schwer beeindruckt. Wir sind bereits eine Woche vor dem Start angereist und 
hatten genug Zeit, um uns Chicago anzusehen. Wir sind durch die Wolkenkratzerschluchten gegangen, badeten im Lake Michigan und besuchten eines der besten Naturkundemuseen der Welt, das Field Museum. Höhepunkt dieser Reise war am Sonntag der Chicago Marathon.

    

Das Wetter hatte sich an dem Sonntag auf 4 Grad abgekühlt, im Laufe des Tages ging es bei sonnigen Wetter auf 9 Grad hoch. Gute Bedingungen für einen Marathon. In Amerika starten die Marathons sehr früh, 7:30 Uhr fiel der erste Startschuss. Mein Block wurde 8:00 Uhr auf die Strecke geschickt.
Gut in Form waren wir beide leider nicht, den Trainingsrückstand konnten wir aufgrund von Infekten bei mir und Achillessehnenproblemen bei Micha nicht mehr aufholen. Wir lockerten die Tage vor dem Lauf unsere Muskeln entsprechend mit Sightseeing, Rad fahren und kleineren Läufen. Wir wollten den Marathon gesund durchlaufen, das war das Ziel. Es sollte unser Dritter der Major Serie werden.
Es ist immer ein Gänsehautmoment, wenn erst die Nationalhymne erklingt und sich dann die Massen (hier ca. 45.000 Läufer) in Bewegung setzen. Ich war schon ziemlich aufgeregt und neugierig, wie es bei meinem 17. Marathon laufen wird.

Chicago nennt man auch „The Windy City“. In den Wolkenkratzerschluchten wehte teilweise einer starker Wind. Aber es war okay, denn dieser Wind kam meistens von hinten. Die ersten Kilometer flogen nur so an mir vorbei. Das Publikum in Amerika kann einen richtig gut einheizen. An jeder Ecke wird gejubelt, es werden Bilder der Läufer hochgehalten, Schilder an denen man seine „Kraft“ wieder aufladen kann, es werden Salzstangen und Gummibärchen gereicht, Kinder freuen sich, wenn man mit ihnen abklatscht. Den Halbmarathon bin ich einer schnellen Zeit von 1:56 Stunden durchgegangen.
30 Kilometer sind so an mir vorbeigeflogen und ich spürte gar nicht, dass mein Körper eigentlich nicht in der Lage für Bestzeiten ist. Ich hatte die ganze Zeit einen Druck in der Magengegend, irgendwann gab ich dem Bedürfnis nach und suchte mir eine Toilette. Diese waren bei dem Lauf leider etwas abseits der Strecke. Als ich auf dem stillen Örtchen zu mir kam, zitterte ich am ganzen Leib und mir wurde klar, dass ich es gerade deutlich übertreibe. Wenn ich gesund ins Ziel einlaufen möchte, sollte ich es auf den letzten Kilometer "ruhiger" angehen lassen. Ich hatte darüber eigentlich keine Kontrolle mehr, der Körper übernahm die Führung und ich wurde deutlich langsamer, ich musste gehen und mehrere Stops einlegen. Ab dem 40. Kilometer war ich schon fast am Verzweifeln. Selbst das Gehen fiel mir unheimlich schwer. Ich versuchte mich abzulenken, lief immer wieder an.

Dann sah ich die letzte Meile, nahm alles zusammen was ich hatte und lief mein Rennen zu Ende.
Glücklich und zufrieden erreichte ich nach 4:39:50 Stunden das Ziel. Die Volunteers waren sehr sehr herzlich und gratulierten jedem Einzelnen zu ihrem Finish. Micha war nach 3:25:29 Stunden im Ziel.


Jeder Marathon ist für sich immer wieder ein Erlebnis, immer wieder anders. Unglaublich was ich hier erleben hatte. Mein Geist hat sich mitreissen lassen, von dieser Stadt und von dieser Atmosphäre bis dann irgendwann der Körper sagte, Halt - Stop - was tust Du da gerade, das wird nicht gut ausgehen, wenn Du weiter so durchbrennst.

Marathonlaufen ist einfach unbeschreiblich und immer wieder anders. Die Vorbereitung ist alles.

Chicago ist eine Mega City, ich kann diesen Lauf und auch diese äußerst sportliche Stadt nur jedem empfehlen. Macht es einfach :-)