Freitag, 23. Dezember 2011

NIKOLAUSLAUF am 11.12.2011 - Wettkampfdebüt

Am Samstag vor dem Nikolauslauf startete ich ein erstes Läufchen. So ganz unvorbereitet und aus dem Kalten wollte ich dann doch nicht dort starten. 

Beim meinem ersten Läufchen nach Wochen begrüßte mich ein schöner Schneesturm. Ich lief am Stadthafen entlang und war erstaunt, wie gut es läuft. Es fühlte sich an, als ob die Pause viel kürzer gewesen wäre, als ob nie was war. Ok, hin und wieder schlichen sich ein paar Seitenstiche ein, die aber mit einem paar Gehpausen behoben wurden. 

Der Lauf tat mir so gut, dass ich kurz überlegte, beim Nikolauslauf die mittlere Distanz zu laufen. 3,5 km erschienen mir zu wenig, 7 km etwas viel für den Anfang.




Noch am Sonntag überlegte ich hin und her, welche Strecke ich laufen sollte. Ich entschied mich für die 3,5 km und wollte es jetzt mit dem Laufen locker angehen. Um Paul wollte sich Corina kümmern, besser gesagt, sie bot sich an, ihn am Wettkampfrande zu schieben.

Gegen 10 Uhr ging es los. Viele Läufer hatten sich wieder angemeldet und auch die Weihnachtsfrau verbreitete gute Stimmung. 

Die 3,5 km und 7 km-Läufer starteten zusammen, die 7 km-Läufer liefen die Runde nämlich zweimal. Die Strecke an sich war etwas vereist und matschig. Ich ließ es wie gesagt locker angehen und hatte mir überlegt, evtl. zum Ende hin etwas Gas zu geben.



Als wir wieder zur Hauptstraße liefen, erhöhte ich mein Tempo und überholte so einige Läufer. Ich fühlte mich richtig gut.

Nach einer Zeit von ca. 22 Minuten lief ich ins Ziel ein und erhielt, statt eines Nikolausis wie in jedem Jahr, diesmal eine kleine Flasche Sekt von der Weihnachtsfrau.



Mit Corina und Paul schob ich noch ein wenig umher, um die Zieleinläufe von Jens (7 km) und Micha  (13,6 km) anzufeuern. Das Knie von Jens hat auch nach knappen 32 Minuten noch gehalten und Micha lief die 13,6 km in einer Zeit von 56 Minuten.


Hach ja, der erste Wettkampf nach so langer Zeit. Ich kann es noch, ganz klar. Jetzt erhöhe ich so nach und nach den Trainingsumfang. Am Wochenende laufe ich ca. 4-5 km am Tag und in Erfurt nutzte ich täglich den Cross-Stepper. Anfang der Woche war ich bei 15 Minuten, vorgestern bei 20, gestern hat Paul mir soviel Zeit gelassen, dass ich sogar eine halbe Stunde laufen konnte. Liegestütze mache ich jeden zweiten Tag und kam heute erneut auf starke 80.

So werde ich auch langsam den Schwangerschaftsspeck wieder los. Ein paar Kilos hab ich noch vor mir. Jetzt geht es erstmal mit gutem Essen und sportlichen Aktivitäten in die Feiertage und in ein neues Jahr. In der Planung ist jedenfalls schon mal der Marathon beim Rennsteiglauf.


FROHE WEIHNACHTEN und viele viele Laufkilometer im neuen Jahr wünsche ich Euch!!! 
Bis bald...

Dienstag, 13. Dezember 2011

GEBURTS- und BERLIN-MARATHON

Lange lange ist er her, mein letzter Bericht.

Seit dem 23.9. hat sich unser Leben sehr verändert. Bis dato haben Micha und ich uns auf unsere Marathons vorbereitet, ich mich auf den Geburtsmarathon und Micha auf Berlin.

3 lange Läufe hat er vorher unternommen, einen habe ich mit dem Rad bis nach Markgrafenheide und zurück begleitet. Danach kamen seine Fußprobleme.

Während ich versuchte allen Schlaf vorwegzunehmen bis die Unruhigen Nächte folgen sollten, trainierte er.

Während ich immer langsamer und träger wurde, wurde er immer ausdauernder und schneller.

Während ich nur noch schwamm und wir auf die Geburt warteten, rückte der Marathon immer näher.

Es war Montag, Paul war bereits 3 Tage über seinen errechneten Termin, ich schwamm ein letztes Mal, in 6 Tagen sollte der Marathon in Berlin starten.

Dienstag passierte wieder nichts, das warten zermürbte uns. Am Mittwoch beim CTG wies der Kleine unruhige Herztöne auf und ich wurde in die Klinik überwiesen. Sollte mein Marathon endlich losgehen? Dort bekam ich einen Wehencocktail. Wir warteten weiter. Abends gab es ein letztes Eis in der Stadt, wir wanderten und stiegen Treppen. Nichts passierte.


Micha schickte ich nach Hause, er trainierte am nächsten Tag weiter und ich erkundete den Klinikpark.

In der Nacht hatte ich einige Wehen, aber laut Arzt nichts Kreißsaalwirksames. Am Donnerstag passierte tagsüber wieder nichts. Wir waren sichtlich gefrustet. Der Marathon rückte immer näher. Nach einem kurzen abendlichen Spaziergang in der lauen Dämmerung wollte ich auf einmal nur noch aufs Zimmer, ich konnte nicht mehr stehen bzw. gehen.

Es sollte langsam losgehen, es war gegen 19/20 Uhr.

Immer wieder wurde das CTG geschrieben und der Muttermund untersucht. Die Schmerzen wurden unerträglicher.



Erst gegen Mitternacht erbarmte sich ein Arzt und schickte mich runter in den Kreißsaal, dort könne man mehr mit Schmerzmittel arbeiten.

Ich wurde erstmal in die Badewanne verfrachtet und konnte dort erstmalig nach 4 Stunden etwas entspannen. So langsam kam ich wieder zu mir. Man erklärte mir, wie ich zu atmen habe und ich verlangte alles was es an Schmerzmittel gibt. Gegen 3 Uhr bekam ich die PDA, gegen 6 Uhr gab es Nachschlag. Es zog sich alles hin, so richtig wollte der kleine Mann nicht. 

Gegen 9 Uhr legten sie mich an den Wehentropf und somit kamen wieder unerträgliche Wehen. 

Ich sagte mir, um 10 Uhr ist er mit Sicherheit da. Es folgten die Presswehen. Die Oberschwester drückte mit dem Ellenbogen an meinem Oberbauch, ich presste, die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Das wiederholten wir 3x. Ich wandte den Blick nicht von der Uhr und hoffte, dass es bald vorbei ist.

Micha verließ den Raum in der letzten Stunde. Zeitweise, als auch die Hebammen den Raum verließen war ich sogar allein. Ein schreckliches Gefühl, wenn man gerade die schlimmsten Schmerzen seines Lebens erträgt.

Plötzlich ging alles ganz schnell, ich hatte kaum noch Kraft, das Unterteil meines Bettes wurde abgeklappt und die Beinteile aufgestellt. Ein letztes pressen - ein Schnitt - die Saugglocke -

DA WAR ER NUN 

- der kleine - große PAUL 

ENDLICH 

Das Ziel ist erreicht, der 16-Stunden-Marathon geschafft - ich war erschöpft, aber unendlich glücklich, dass er endlich da ist und dass die Schmerzen ein Ende hatten.




Micha durchtrennte die Nabelschnur und der kleine Mann wurde mir auf die Brust gelegt. Da war er nun und schaute ganz verdutzt. Das rechte Ohr war geknickt und der Blick verkniffen. Ich sagte nur, Hallo kleiner Paul und strahlte nur noch.

Es war ein sehr glücklicher Moment, den wir bestimmt nie vergessen werden.

Freitag, der 23.09., Paul kam mit 4190 Gramm und 54 cm zur Welt.

Für uns war klar, dass jetzt Michas Marathon folgen sollte. Samstag Abend machte er sich auf den Weg nach Berlin und übernachtete in der Nähe.

Paul und ich verfolgten den Lauf bei ntv. Es war sehr spannend. Nebenher telefonierte ich mit Jens und Corina, wobei wir online die Durchgangszeiten von Micha verfolgten. Ich befürchtete, dass er zu schnell angegangen ist, da die Zeiten bereits zu Beginn des Wettkampfes unglaublich gut waren.




Beim Start weinte Paul ein wenig, ob er wusste, dass der Papa mitläuft bzw. für uns läuft? 





Wir sahen, wie sich die Massen in Bewegung setzten. Ich bekam Gänsehaut. Dort irgendwo läuft Micha mit, ohne direkten Supporter, ganz allein unter Tausenden und natürlich mit Haile. Die Kenianer bestritten ein geniales Rennen und am Ende wurde ein neuer Rekord gelaufen. Was für ein Rennen.

Micha kam nach unglaublichen 03:42:46 Stunden ins Ziel. Das war sein erster Marathon und er sagte mir im Nachhinein, wenn Du die Geburt mit solchen Schmerzen durchstehen musstest, musste ich einfach diesen Marathon finishen. Bei Kilometer 35 kamen die Schmerzen, er dachte nur an uns und hatte sein klares Ziel vor Augen. Im Ziel war er wie in Trance und irrte noch eine Stunde nach dem Lauf im Park umher. Er meinte, er war so aufgeregt und voller Adrenalin, dass er einfach gehen musste.




Gegen 21 Uhr war er wieder in Rostock und kam sofort in die Klinik zu uns. Paul und ich waren mächtig stolz. Hab mich richtig erschrocken, wie geschafft Micha aussah. Er sah aus, als hätte er gefühlte 5 Kg an Gewicht verloren. Sein Gesicht war total eingefallen und die Wangen noch immer knallrot. 

Wir beide sind an unsere Grenzen gegangen und sehr glücklich über das, was wir geleistet haben. Was für ein Marathon, was für ein süßes Baby. Das hat alles verändert.