Donnerstag, 23. März 2017

VERDI MARATHON von Salsomaggiore Terme nach Busetto am 26.02.2017

Als ich meine Reise nach Italien vor einigen Wochen plante, bin ich fest davon ausgegangen, bei einem Halbmarathon zu starten. Ok, ich dachte auch, dass der Lauf in Bologna ist und nicht im 130 km entfernten Salsomaggiore Terme.
Aber erstmal von vorne! Ein guter Freund von mir schwärmte im letzten Jahr immer ganz besonders von seinen Läufen in Italien. Ich lauschte ihm gespannt und sagte mir, das möchtest Du auch mal machen. In Vorbereitung auf den London Marathon im April, dachte ich es wäre eine gute Idee, den Halbmarathon Wettkampf vielleicht in Italien anzugehen. Jetzt war es wieder so weit. Er plante seinen 100. Marathon, es sollte der Verdi Marathon sein.


Ich fragte Micha mehr als einmal, ob wir nicht auch mal nach Italien reisen wollen. Übers Wochenende und gleich mit einem schönen Lauf verbinden. Aufgrund seines engen Terminkalenders, sah er keine Chance. Er fand es aber okay, wenn ich alleine Reise. 
An einem Abend mit viel Wein buchte ich kurzentschlossen Flug und Hotel nach Bologna und tat den ersten Schritt, mir diesen kleinen Traum zu erfüllen. Mein Herz hüpfte. Die Anmeldung zum Halbmarathon ging auch ganz unkompliziert. 
Als ich mich dann mit Totti unterhielt, erfuhr ich, dass der Lauf 130 km von Bologna entfernt ist und dass es auch einen 30 km Lauf geben wird. Da überlegte ich natürlich, dass es wohl besser ist, gleich einen längeren und lockeren Lauf zu machen, klang für mich besser 10 Wochen vor London. Den Halbmarathon Wettkampf sollte man ja erst 4 Wochen vorher planen. 

Ich buchte somit noch einen Mietwagen zu meiner Reise und versuchte den Lauf beim Veranstalter upzugraden. Irgendwann kam eine Mail: Race Change! Super! Dann sollte es doch klappen. 
Die Reise ging von Freitag bis Montag. Da war sogar noch Platz für Kultur, gutes Essen inkl. Wein und Shopping!  
Im Flieger ließ ich meinen Gedanken freien Lauf und überlegte, wie das wohl so wird, bei meinem ersten Lauf in Italien. Ich blätterte im Reiseführer. Und dann kam mir dieser eine Gedanke, der mein Herz hüpfen ließ! Verdammt, warum laufe ich eigentlich nicht den Marathon? Zieleinlauf ist in Busseto, dem Geburtsort von Guiseppe Verdi! Wir sind beim Verdi Marathon! Also sollte man auch dort ins Ziel kommen! Keine Halben Sachen sagte ich mir!

Ich bat meine beiden Mitreisenden mich auf den Marathon umzubuchen. 

In Bologna angekommen holte ich den Mietwagen und fuhr direkt zum Hotel. Alle Sachen ausgepackt, wollte ich in die Stadt, etwas essen gehen, Italien erleben! An der Rezeption hatte man mir empfohlen, den Bus zu nehmen, dieser fuhr direkt vorm Hotel los und wartete schon auf mich. Mitten in der City stieg ich aus und ließ die Stadt auf mich wirklich!

Bei Regen schlenderte ich durch die engen Gassen und ließ es mir bei typischer Tagliatelle und Rotwein gutgehen. Ich führte sogar eine Unterhaltung mit einem älteren Italiener, der dem Englischen noch schlechter zugetan war als ich. Eine lustige Unterhaltung. 
Ich schlenderte weiter und fand am späteren Abend ein nettes Café mit WLAN-Anschluss und leckerem Chianti, dazu wurden typisch italienische Snacks serviert. Ich war im 7. Himmel. Italien hatte mich verzaubert.


Es regnete in Strippen, ich saß draußen, es war überdacht, mir ging es gut. Alles war perfekt. 
Der Lauf sollte erst am Sonntag sein, sodass ich Samstag noch genug Zeit hatte bei herrlichem Wetter die Stadt zu erkunden. Nach dem Aufstehen, lief ich 4 lockere Kilometer, danach gabs Frühstück und mit dem Bus ging es wieder in die Stadt! Ich wollte zu dem Turm Arsinelli und mir alles von oben ansehen. Ein reges Treiben herrschte in der Stadt, die Hauptstraße wurde zur Fußgängerzone und die Straßen säumte ein riesiger Flohmarkt! Bologna von oben war ein Highlight! 




Nach 6 Stunden und 12 km auf den Beinen wollte ich nur noch ins Hotel und mich langsam seelisch auf den Lauf vorbereiten. Totti hatte sich gegen Mittag gemeldet. Die Ummeldung hat geklappt! Ich darf den Marathon laufen.

Die Aufregung war groß und ich konnte die Nacht kaum schlafen. 

6 Uhr fuhr ich los nach Salsomaggiore Terme. Über die Autobahn an Parma vorbei ging alles total gut, den Ort fand ich dank Navi App ohne Umwege. Totti und Sonja fand ich problemlos. Wir hatten dann noch genug Zeit zum umziehen und erwärmen bis es 9 Uhr losgehen sollte. Es ging pünktlich los und ich freute mich auf einen tollen entspannten lockeren Lauf.


Spannend war, dass alle 7-10 km Lautsprecher aufgestellt waren, die die Opern Verdis zum Besten gaben. Vor mir lief der 4:30 Stunden Pacemaker und ich dachte, ja das ist ok, das sollte ich heute schaffen. Am Anfang hatte ich sogar Fußprobleme und hatte schon bedenken, ob ich den Lauf ohne Probleme schaffen werde. Ich lockerte nochmal meine Schnürsenkel, vielleicht kommt der Schmerz davon. Irgendwann wurde es besser und ich ließ den Pacer doch hinter mir. War mir zu langsam das Tempo. Bei Kilometer 7 lief ich wortlos mit Mirko, Schritt für Schritt, eine Pace von 5:45 min/ km! Irgendwann kamen wir ins Gespräch. Er lief die 30 km. Ich machte nebenbei Fotos und Videos und genoss die gute Musik Verdis nebenbei. Das ist schon ein Erlebnis. An den Getränkepunkten verpflegte ich mich ausreichend mit Krümeltee, Wasser und leichtem Weißbrot. Irgendwann verlor ich Mirko und machte mein eigenes Rennen! Immer noch locker, immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. 

In jedem Ort den wir durchliefen, war ein Zieleinlauf: 10 km in FIDENZA, HM in FONTANELLATO, 30 km in SORAGNA und schließlich der Marathon in BUSSETO.


Jedes Mal bekam ich Gänsehaut und mit jedem Ort, den wir passierten, waren die Menschen wieder ein bisschen mehr begeistert. Im vorletzten Ort SORAGNA war der Empfang besonders herzlich, respektvoll den 42,195 km gegenüber. Hier war wieder eine Besonderheit, wir liefen einen roten Teppich entlang, durch ein Museum. Das war schon bemerkenswert. 

Ich überholte nach wie vor und irgendwann sah ich den 4:15 Stunden Pacemaker. Sollte heute wirklich eine neue Bestzeit drin sein. Unglaublich. Aber meine Uhr sollte mich nicht trügen. Ein kurzes Schwätzchen mit dem Ballonträger bestätigte meine gute Zeit, er meinte ich solle die 6 Minuten pro Kilometer einhalten und ich schaffe es unter 4:15 Stunden ins Ziel zu laufen.


Oh - ich war sogar schneller. An einem Verpflegungspunkt ließ ich auch diesen Ballon hinter mir. Ich hörte ihn immer wieder motivierende Worte sagen - verstand natürlich sein italienisch nicht - aber es klang als ob er mir nochmal Mut machen wollte. 

Jetzt lief ich im "Tunnel" und wollte das Ding natürlich nach Hause bringen. Da war schon das Ortseingangsschild BUSSETO. Wahnsinn - ist der Lauf wirklich gleich geschafft. Die Gedanken rotierten und die Freude vor dem Zieleinlauf war riesig. Klar - die Beine schmerzten mittlerweile und ich lief etwas unrund, aber die letzten 2 km läuft man schließlich mit Herzen. Diese sollte man feiern. 

Überglücklich lief ich nach 04:12:44 Stunden ins Ziel. Super - wieder eine neue Bestzeit - und das locker leicht lächelnd. Italien hat mich wirklich verzaubert und mir sogar eine neue Bestzeit geschenkt. Ich bekam meine Medaillie von Verdi persönlich und freute mich nun auf die Siegerpasta. 


Ich traf Totti liegend auf der Wiese an - er hatte sein Ziel unter 3 Stunden zu laufen, wieder knapp verpasst und mit mir hatte er eigentlich noch gar nicht gerechnet. Er war genauso überrascht wie ich. Sonja lief eine fantastische Zeit von unglaublichen 03:52:34 Stunden. An dieser Stelle nochmal GRATULATION an Dich! Da möchte ich auch gerne mal hinkommen. 

Wir unterhielten uns noch lange und werteten die letzten Stunden sehr euphorisch aus. Die Strecke war etwas langweilig, aber der Durchlauf in den einzelnen Dörfern und die Akustische Begleitung durch Verdi war einmalig. Auch die Menschen sind einfach nur sehr herzlich und offen. Der Lauf war super organisiert und es passte an diesem Tag einfach alles. Wir hatten sogar großes Glück und bekamen noch den letzten Bus nach Salsomaggiore Terme. 

Ich hatte noch ein bisschen mehr Glück, denn dort angekommen, wollte ich in die berühmte Therme, die diesen Ort ausmachte, um mich zu entspannen. Eine Stunde blieb mir noch, bis sie schließen sollte. Wenn man kann, dann soll man. Meine Muskeln freuten sich und ich entspannte ausgiebig in den Sprudelbädern der Therme. 

Genau das richtige nach einem Marathon mit Bestzeit. 

Das war bestimmt nicht mein letzter Lauf in Italien. Ich komme gerne wieder. 

3 Kommentare:

  1. Eine schöne Zusammenfassung von Dir zu einem wirklich schönen MT Wochenende! Leben ist halt was passiert, wenn man plant und Du hast das klasse gemacht - ganz tolle Zeit gelaufen und ganz spontan! Freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht.

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    1. Danke Sonja und ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen :-)

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  2. Wie fandest du Italien? Ich finde es ein wunderschönes Land. Ich war zuletzt im Schenna Hotel und es war eine tolle Reise. Man kann viel entdecken und das italienische Essen ist gut.

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